Am 03 und 04. März war es mal wieder so weit. Das erste CSX-Netzwerk Treffen dieses Jahres fand im Tagungshaus Lebensbogen in der Nähe von Zierenberg statt. Ihr fragt euch bestimmt was wir bei diesem Treffen konkret gemacht haben und wer daran teilgenommen hat. Dieses Mal hatten wir Vertreter*innen aus der Wissenschaft (Nascent, TU München, Leuphana Unversität, Commons Institut, Witzenhausen Universität etc), der Beratung und der CSX-Praxis dabei.
Es ging los mit einer wunderschönen gemeinsamen Wanderung von Fürstenwald zum Tagungshaus Lebensbogen. Als alle im Tagungshaus angekommen waren, gab es eine kurze Begrüßungsrunde. Darauf folgten Gruppenarbeiten im Open Space Format und immer wieder abwechselnd dazu Vorstellungen interessanter CSX-Initiativen wie:
Das ist eine junge Initiative, die in der Nähe von Kassel eine solidarische regionale Stromversorgung mittels Photovoltaikanlagen auf Privatdächern aufbauen will. Die Umsetzung der Idee fordert viel Kreativität, da der Markt vielen Regularien unterliegt.
Das ist eine solidarisch wirtschaftende Bäckerei in Freiburg, mit über 100 Mitgliedern. Die Bäcker*innen backen nur tagsüber einmal in der Woche für ihre Mitglieder. Immer donnerstags gibt es frische 1 kg Brotlaibe, die in die Brotschränke mit Fahrrad verteilt und dann abgeholt werden.
Haveli steht kurz vor dem Start, eine Produktionsanlage ist bestellt und dann wird das genossenschaftlich organisierte Unternehmen an den Start gehen. Die Gründer*innen haben drei Jahre an einer passenden Rezeptur gearbeitet, die sie mit dem Start im Rahmen einer commons Lizenz freigeben wollen, um andere Initiativen zu ermöglichen.
In München soll ein komplett neuer Stadtteil entstehen. Einige der Gebäude werden von einer Wohnungsbaugenossenschaft finanziert. Diese plant gemeinsam mit Genoss*innen, die dort auch wohnen werden, ein CSX-Quartiers Projekt. Beispielsweise könnten Räume für eine gemeinschaftsgetragene Küche, Bäckerei, Foodcoop, Gesundheitszentrum etc entstehen. Wir sind gespannt.
Jan ist Verkäufer durch und durch. Nach seiner Neuseeland Reise begann er an der Mosel Demeter Wein anzubauen. Jetzt baut er gemeinsam mit dem Myzelium an der ersten Wein-Solawi Deutschlands. Er sucht noch Mitstreiter*innen. Fühlt euch also angesprochen, wenn ihr Weinliebhaber*innen seid.
Gemeinsam mit anderen Berufstätigen in der Gesundheitsbranche baute Steffie an einer Möglichkeit, Räume für Ihre Selbstständigkeit solidarisch zu finanzieren. Mit einer Gruppe aus Yogalehrer*innen, Physiotherapeut*innen und anderen Heilberufen betreibt sie den Happy Place in Darmstadt als community-based Gesundheitszentrum. Sowas müsste es viel öfter geben.
In Bremen tut sich ja bereits einiges im solidarischen alternativen Wirtschaften. Neben einer Foodcoop sowie der Firma Solidarstrom bauen das Team um Christian gerade an einem gemeinschaftsgetragenen Co-working Space. In diesem Space sollen auch monatlich interessante Veranstaltungen zum Thema soziale und ökologische Transformation stattfinden.
Die beiden Menschen hinter dem Myzelium sind Timo und Michaela. Beide konzentrieren sich seit diesem Jahr Vollzeit auf Ihre Gründungsberatung, die rein Community-basierte Gründungen vorantreiben will. Außerdem bieten sie seit Februar Interessierten an, Teil einer Lern- und Handlungsgemeinschaft zu werden, um die Idee in ganz Deutschland zu verbreiten.
Zu diesen Themen haben wir in den open space Sessions gearbeitet:
Einige von euch sind neu in dem Thema, andere stecken bereits seit Jahren tief in der Thematik. Daher sind wir auf dem Treffen zu der Klarheit gekommen, dass wir an der Sichtbarkeit des CSX-Netzwerkes und der Wahrnehmung des Themas in der Öffentlichkeit arbeiten müssen. Dazu hat sich jetzt eine Gruppe gebildet, die das Thema Webseite und Kommunikation angehen wird. Außerdem planen wir bereits unser nächstes Treffen im Herbst 2020.
Die große Resonanz zu diesem Thema zeigt, dass wir handeln müssen. Gerade in Zeiten von Corona und anderen unvorhersehbaren Ereignissen (vielleicht bald ausgelöst durch den Klimawandel) gewinnt es noch mal mehr an Bedeutung. Wir müssen jetzt über regionale Versorgungsketten (nicht Wertschöpfungsketten) sowie Ernährungssicherheit nachdenken.
In dem Zusammenhang möchte ich meine Utopie mit euch teilen: „Meine Utopie sind Gemeinschaften, die sich in solidarischen Organisationen zusammenschließen. Gemeinschaften, die regional und ökologisch erzeugen und konsumieren. Handwerker*innen, Landwirt*innen und Gärtner*innen soll dabei wieder die Wertschätzung und das Verständnis entgegengebracht werden, die sie verdienen. Bestenfalls wissen wir wieder genau, wo unsere Lebensmittel herkommen, wer diese produziert hat und was sie kosten sollten.“
Meiner Meinung nach sollten diese Gedankengänge über unsere Lebensmittelversorgung hinaus gehen. Energie, Technik, Hygieneartikel, Möbel, Bauteile usw. sollten wir wieder unter ökologischen vertretbaren und fairen Bedingungen herstellen…Wäre es nicht genial zu wissen wo unser „Toilettenpapier“ herkommt und aus welchen Rohstoffen es hergestellt wurde? Spaß 😉
Ich könnte noch über neue super spannende Personen im CSX Netzwerk sprechen und sie euch vorstellen, aber das passiert in unserem nächsten Blogeintrag.
Letztlich ist es jedes Mal ergreifend und motivierend Teil dieser Gruppe sein zu dürfen. Für mich stellen sich jetzt die Fragen: Was genau wächst da eigentlich? Wo liegen die Chancen dieser Wirtschaftsform und dessen Weiterentwicklungspotential? Wie können wir damit das derzeitige System verändern hin zu mehr Partizipation, Resilienz, Ökologie, Gemeinschaft und Regionalität?
Das einzige, wo ich mir bereits sicher bin ist, dass ich die Idee verbreiten will. Ich plädiere damit für mehr gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften. Jetzt und Hier.
Christoph und ich hatten viel Spaß daran, diese Veranstaltung zu moderieren und freuen uns sehr, dass das Netzwerk wächst. Auf diesen Treffen kommen auch wir jedes Mal wieder mit vielen spannenden Akteur*innen in intensiven und bereichernden Austausch. Danke an euch!