Im Jahr 2019 gab es bereits den ersten Testlauf unserer selbst entwickelten Methode „Denkwerkstatt“ an der FH Münster. Gemeinsam mit Studierenden des Masters „Nachhaltige Ernährungs- und Dienstleistungswirtschaft“ wurden Zukunftsbilder für ein nachhaltiges Ernährungssystem 2050 entwickelt und in Legefilmen zugänglich gemacht. Unsere Ernährung wurde im sozialen Kontext von Mobilität, Arbeit und Wohnen betrachtet. Zu sehen sind diese Filme seither unter: https://www.fh-muenster.de/oecotrophologie-facility-management/aktuelles/ernaehrung-2050.php
Dieses Wintersemester ging die Denkwerkstatt an der FH Münster in die zweite Runde. Diesmal mit dem Thema „Eine enkeltaugliche Lebensweise für alle – Werden Sie Gestalter*in neuer systemischer Lösungen und machen Sie so eine nachhaltige Lebensweise unabhängig von Geld und sozialer Lage möglich!“.
Die Ausgangspunkte für unsere Fragestellung waren folgende:
Die Methodenbeschreibung könnt ihr in einem eigenem Blog Eintrag lesen (Link).
Unsere wichtigsten Erkenntnisse:
In dieser Denkwerkstatt wurden die Studierenden zu Gestalter*innen der (und damit ihrer) Zukünfte.
Zu Beginn haben wir zusammengetragen, was wir unter einem konsequent nachhaltigen Lebensstil verstehen und berechnet, wie teuer es in Deutschland (pro Monat) ist, so zu leben. Eine Ausgangsbasis, die es uns später umso deutlicher macht, wie weit Lebensrealitäten innerhalb Deutschlands abweichen und wie wenig übertragbar das Bild von Nachhaltigkeit der akademischen Schicht auf andere soziale Schichten ist.
Daraufhin haben uns zwei wissenschaftliche Mitarbeiter*innen der FH Münster und der Uni Münster, Input zu „soziale Differenzierung/Altersarmut“ sowie „Dimensionen sozialer Benachteiligung und deren Auswirkungen“ gegeben. Ein bisschen Futter für den Kopf und Basis für den tieferen Einstieg in den Prozess.
Ein Semester lang sind wir dann gemeinsam in die Themen „soziale und finanzielle Ungleichheit“ sowie den Begriff der „Sozialen Nachhaltigkeit“ eingetaucht. Dabei wurden wir von Expert*innen aus der sozialen Arbeit, Sozialwissenschaften und der Soziologie in einem Online World Cafe unterstützt. Sie haben uns geholfen diese Begrifflichkeit mit Leben zu füllen und den Realitäten der sozial und finanziell benachteiligten Menschen näher zu kommen. Wichtige Leitfragen dazu waren:
– Was heißt es denn wirklich finanziell benachteiligt zu sein in Deutschland?
– Was heißt es nicht sozial teilhaben zu können, weil dir Zeit, Geld oder der Zugang dazu fehlt?
Aus diesem Eintauchen heraus entstanden Persona mit viel Liebe zum Detail. Eine exemplarische Person aus der großen und diversen Gruppe der Menschen sozialer und finanzieller Benachteiligung wurden genau beschrieben und so konnten wir eine erste Nähe zwischen der Zielgruppe und uns herstellen. Wir haben uns berühren lassen von Geschichten und Schicksalen Einzelner. Mittels dieser Methoden entwickelten wir das Verständnis um die finanzielle Not oder Benachteiligung einzelner Gruppen und damit auch eine Reflexion unserer eigenen Situation und Privilegierung.
Aus diesem Wissen und Berührt-sein erarbeiteten wir Lösungsansätze: mit mehreren Kreativ-Methoden fokussierten wir uns auf das konstruktive „Wie kann es anders und somit gerechter sein?“
Das große Geschenk dieses Moduls sind nicht alleine die Ergebnisse – die Lösungsideen und deren filmische Umsetzung – die am Ende erstellt worden sind, sondern die Erkenntnis, dass die soziale Transformation eine wesentliche Voraussetzung ist, damit wir die ökologischen Komponenten der Nachhaltigkeit (die oft im Vordergrund stehen) auch wirklich umsetzen können.
Wir möchten euch noch einige andere Erfahrungen mitgeben, die wir in diesem Modul machen durften:
Die Legefilme der Studierenden werden im Februar auf der Biofach 2021 in Nürnberg der Öffentlichkeit vorgestellt und sind auch auf der FH Münster für alle zugänglich. Ihr findet die Filme hier: https://www.fh-muenster.de/oecotrophologie-facility-management/aktuelles/enkeltaugliche-lebensweise-fuer-alle.php